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Kinder und „Zeitplanung“
„In 10 Minuten gehen wir nach- Ein anderes Beispiel: Wir sind auf- Eltern berichten
hause!“, wer hat als Vater oder gebrochen, um zu Oma zu fahren, „Unser Sohn ist 4,5 Jahre alt. „Klei-
Mutter nicht schon erlebt, wie sein und die Fahrt wird eine Stunde ne Kinder und Zeitplanung“, diese
vierjähriges Kind dann, wenn der dauern. Nach fünf Minuten fragt Herausforderung erleben wir fast
Aufbruch ansteht, immer noch tief die Tochter schon: „Sind wir end- jeden Abend beim Zubettgehen.
in seinem Spiel versunken ist? lich da?“ Wir müssen früh genug, so ca. eine
Eltern sind gut beraten, wenn sie Geburtstage und Weihnachten Stunde vorher, ankündigen, dass
nicht nur einmal den Aufbruch an- können gar nicht erwartet werden, es langsam an der Zeit ist, schla-
kündigen, sondern mehrmals und obwohl ja noch so viele Tage hin fen zu gehen. Wir sagen oft, dass
am Schluss dem Kind helfen, das sind – für uns Erwachsene! er die von ihm gerade ausgeführte
Spiel abzuschließen. Tätigkeit, ob das Bauen mit seinem
Vielleicht haben sie sich täuschen Mehr hierzu: Spielzeug oder Herumspielen mit
lassen, da das Kind durchaus schon dem Tablett ist, beenden soll. Wir
die Uhrzeit ablesen kann. Doch müssen ihn allerdings dann immer
diese Fähigkeit hat nichts damit zu wieder daran erinnern, der Nach-
tun, eine Zeitdauer auch abschät- druck nimmt dabei zu. Kommt
zen zu können. er schließlich zum Ende, fragt er
In der Regel sagen Entwicklungs- meistens, ob er noch dies und das
psychologen, dass Kinder bis zu machen darf usw. Gelegentlich be-
fünf Jahren dazu neigen, eine Zeit- kommt er dann plötzlich starken
dauer zu überschätzen, also „10 Hunger, aber das kennen andere
Minuten, das ist ja noch eine Ewig- Eltern ja auch.
keit.“ Manchmal zieht es sich insgesamt
ziemlich lange hin. Wenn er um
20.30 Uhr zu Bett gehen sollte,
dauert es dann bis 21.30 Uhr. Zum
Schluss kommen noch die Pflicht-
aktivitäten (Zähne putzen, aus der
Kinderbibel lesen, im Bett liegend
sich über etwas zu unterhalten
usw.).
Es ist insgesamt festzustellen, dass
"bald ins Bett gehen" von uns und
von ihm unterschiedlich aufgefasst
wird.“
(Lidiya und Viktor, mit Alex)
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