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Wie vier Leser planen.













                                                                „Ich finde, dass ich kein natürlicher Planer bin,
                                                                so einer, wo alles in Wochen und Monate im Vor-
                                                                aus geordnet ist und festliegt. Von meinen Eltern
                                                                bekam ich schon bald den Beinamen “Meister
                                                                der letzten Minute”. Ich brauche ein Gefühl von
                                                                Spannung und Dringlichkeit: Dann erst läuft
                                                                etwas. Sonst ist es vielleicht zu langweilig oder
                                                                ich könnte ja noch eine neue Möglichkeit ver-
                                                                passen, die sich erst später anbietet. Ich mag das
                                                                Improvisieren, das mache ich auch in der Musik
                                                                am liebsten. So kann ich den Moment intensiv
                                                                leben.
        Bei so viel Nichtfestlegen brauche ich aber auch ein festes Fundament, mein Leben ist ja nicht nur Spon-
        tanität und Chaos. So habe ich eine Frau, die recht gut langzeitplanen kann und die einen guten Über-
        blick über alle möglichen Termine in unserem Leben hat.
        Große Entscheidungen überlege ich lange. Ich denke nach und ich bete: Ich will mehr als nur meinen
        eigenen Impulsen folgen, meine eigenen Ziele verwirklichen. Was will Gott eigentlich von mir? In der
        Stille des Gebetes finde ich Inspiration.
        Neulich fragte mich ein professioneller Coach: Wo möchtest du in fünf Jahren stehen? Das weiß ich nicht,
        das liegt an den Möglichkeiten, die sich anbieten: Wo will Gott mich hinführen? Fünfjahrespläne gab es
        ja schon mal im Kommunismus, aber das funktionierte nicht so gut.
        Wichtig ist für mich aber schon das Festhalten an einmal gemachten Zusagen. Da weiche ich nie ohne
        starke Gründe davon ab.“


        Johannes Witt, European Space Agency



                                            „Ich bin - gefühlt - nie eine gute Planerin gewesen. Trotzdem muss
                                            man ja sein Leben irgendwie regeln. Deshalb habe ich mir ein paar
                                            ganz einfache Dinge angewöhnt, die mehr oder weniger gut klappen:
                                            Ich schreibe am Anfang der Woche eine To-do-Liste für die Woche,
                                            dann täglich je nach anfallenden Aufgaben auch eine „Abhakliste“,
                                            die am Ende des Tages auf Null sein sollte, und ich führe einen Ter-
                                            minkalender.
                                            Reisen, Freizeit und Unternehmungen plane ich nur rein logistisch:
                                            Was muss ich einpacken? Das geschieht mit Packlisten. Und wenn
                                            ich allein unterwegs bin: Adresse ins Navi eingeben.
                                            Alles andere bleibt spontan, denn gemeinsame Unternehmungen
                                            mit meinem Mann sind nach 40 Jahren Ehe schon länger rein sei-
                                            ne Sache, während ich nur die Logistik regele und mich ansonsten
                                            überraschen lasse.“

                                            Sabine Vetter, Seelsorgerin und Pastorenfrau



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